Mehr Freiheit durch Impfungen: Auch ein leeres Versprechen?

Vielen Bürgern dürfte inzwischen klar sein, was die bislang verfügbaren Corona-Impfungen alles nicht können. Sie schützen nicht vor der Infektion, sie schützen nicht vor der Weitergabe der Infektion und sie schützen auch nicht vor der Erkrankung, jedenfalls nicht sicher. Sie bieten also nicht den Schutz, den man normalerweise von einer Impfung erwartet. Aus medizinischer Sicht bleibt, auch in der Argumentation der Qualitätsmedien, nur ein einziges Argument, das für die Impfung spricht. Nämlich das, dass die Impfung im Falle einer Erkrankung für einen weniger schweren Verlauf sorgen soll. Für Manche mag das, verbunden mit der Hoffnung, dass die Impfung ja vielleicht doch wenigstens ein bisschen auch vor Ansteckung schützt, schon genug sein, um unbedingt die Impfung haben zu wollen. Für diejenigen, die nicht zur einer Risikogruppe (hohes Alter, Vorerkrankungen) gehören und bei denen deshalb das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs im Falle einer Infektion extrem gering ist, ist das eine schwache Argumentation, wenn man im Gegenzug berücksichtigt, dass auch die Impfung selbst in seltenen Fällen zu schweren, sogar tödlichen, Nebenwirkungen führen kann. Die aber, ebenso wie schwere Krankheitsverläufe bei Patienten ohne Vorerkrankungen, sehr selten tatsächlich vorkommen. Was davon seltener oder häufiger ist, ob der schwere Krankheitsverlauf bei Menschen ohne Vorerkrankung oder die schwere Nebenwirkung nach einer Impfung, ist eine Frage, auf die ich bislang noch keine Antwort kenne.

Viele Menschen hoffen aber auf das, was ihnen seitens Politik und Medien versprochen wird. Nämlich dass es zu einer Normalisierung des Lebens kommen werde und sie ihre momentan eingeschränkten Freiheiten wieder zurückerlangen werden, wenn erst einmal möglichst viele Menschen geimpft sind, am besten alle. Sie hoffen auf einen (digitalen) Impfpass, mit dem sie all das wieder machen können, das ihnen momentan verwehrt ist.

Und nun bitte mal das Nachfolgende lesen und einen Moment nachdenken. Sonntag stieg die Inzidenz im Landkreis Schaumburg, meinem heimischen Landkreis, auf 64, nachdem sie am Vortag noch bei 38 gelegen hatte. Und hier kommt die offizielle Begründung: „Der am Sonntag angestiegene Inzidenzwert von 64,0 hängt nach Angaben des Landkreises mit einem Ausbruch in einem Altenheim in Eilsen zusammen. Die betroffenen Bewohner hätten nur schwache Symptome, sie waren bereits geimpft worden.“

Wumms! Alles klar? Die Impfung hat die Bewohner also nicht vor der Infektion und auch nicht vor der Erkrankung geschützt. Aber sie hatten dank der Impfung nur schwache Symptome.

So weit so gut? Nein! Denn was passiert mit dem Inzidenzwert? Der geht hoch, und zwar ganz egal, welche Art von Verlauf hinter einem positiven Test steht! Der geht auch dann hoch, wenn die positiv Getesteten überhaupt keine Symptome haben und somit nicht erkrankt sind. Und woran orientieren sich die Maßnahmen? An den Inzidenzwerten! Soweit klar? Ganz genau, die Impfung schützt nicht vor Infektion, nicht vor der Erkrankung, nicht vor positiven Tests und sorgt somit natürlich auch nicht dafür, dass die Inzidenzwerte dauerhaft so weit heruntergehen können, dass auf Basis der derzeit geltenden Kriterien eine Normalisierung des Lebens zu erwarten ist! Die Impfung kann das nicht leisten!

Folglich gibt es auch keinen vernünftigen Grund, warum Geimpfte oder Impfpass-Inhaber irgendwelche Freiheiten zurückerlangen sollten, die Nichtgeimpften weiterhin verwehrt werden. Denn auch die Geimpften sind weiterhin ein Risiko im Hinblick auf Ansteckung und Verbreitung von Corona sowie den Anstieg von Inzidenzwerten. So gesehen sitzen die Geimpften nach wie vor im gleichen Boot wie die Nichtgeimpften.

Solange sich die Corona-Strategie an willkürlich festgelegten Inzidenzwerten orientiert, wird man das Dilemma nicht lösen können. Wenn jetzt auch noch massenhafte Tests, auch von Gesunden ohne Symptome, gemacht werden, muss man damit rechnen, dass positive Testergebnisse und Inzidenzwerte durch die Decke gehen.

Man mag es natürlich politisch so festlegen, dass Geimpfte Freiheiten zurückbekommen. Medizinisch begründet und vernünftig wäre das aber nicht, wenn man grundsätzlich der Meinung ist, die Maßnahmen seien zur Eindämmung der Pandemie notwendig.

Was bleibt, jedenfalls im Moment, sind fragwürdige Maßnahmen, die keiner mehr versteht, allen voran ein fragwürdiger Lockdown, und die Beschäftigung der Bevölkerung mit Tests und Impfungen, die aber beide nicht geeignet sind, um zu einem Ende dieser Maßnahmen zu kommen, solange sie auf Basis vom Inzidenzwerten getroffen werden.

Wir brauchen einen Strategiewechsel, und zwar zügig. Vielleicht auch einen Zielwechsel. Dazu ist vielleicht die Erkenntnis Voraussetzung, dass die bisherige Strategie nicht funktioniert und die Zielsetzung nicht logisch ist. (jw)

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