Von Dr. Jens Wilharm
Was ist nur mit der Presse los, insbesondere mit der Springer-Presse? Fragt man sich, wenn man die heutige Berichterstattung in der WELT-Online gelesen hat. War es doch gerade die Springer-Presse, die Angela Merkel mit regelmäßigen Jubel-Meldungen stets treu zur Seite stand. Niemand weiß, ob sie sich das nicht morgen wieder anders überlegt, aber heute stand doch tatsächlich in der WELT, dass ZWEI DRITTEL der Deutschen Merkel nicht länger als Kanzlerin sehen wollten. Laut einer repräsentativen Umfrage wollten 64 Prozent aller Befragten nicht, dass Merkel nach der Bundestagswahl 2017 weiter Kanzlerin bleibt. Die Ablehnung sei landesübergreifend, aber besonders hoch in einigen neuen Bundesländern. So lag sie in Thüringen bei 79 Prozent und in Sachsen bei 76 Prozent. Es mag damit zu tun haben, dass das Demokratieverständnis in den neuen Bundesländern nach jahrzehntelanger Diktatur noch etwas ausgeprägter ist, die Menschen wacher sind. Etwas befremdlich mutet der Versuch an, einen Zusammenhang von Ablehnung und Bildungsgrad herstellen zu wollen. Nach dem Motto: “Je gebildeter, desto mehr Zustimmung für Merkel“. Aber immerhin wollten auch unter den Gebildeten 58,2 Prozent der Befragten keine weitere Amtszeit für Angela Merkel. Totaler kann eine Klatsche kaum sein. Merkel muss weg! Da sind sich die Deutschen inzwischen weitgehend einig. Lesen Sie den Original-Artikel in der WELT-Online HIER.
Damit nicht genug. Ein Kommentar in derselben Zeitung beschäftigte sich heute ausführlich mit der Zukunft Deutschlands und wagt den Blick in die Glaskugel. Er analysiert die Ursachen des gestrigen Rücktritts des österreichischen Bundeskanzlers Werner Faymann. Und kommt zu dem Schluss, man müsse nur nach Österreich schauen, um zu wissen, wie Deutschlands Zukunft aussehen wird. Christdemokratie und Sozialdemokratie liegen am Boden. Sie befinden sich im freien Fall. Die Zustimmungswerte für die FPÖ gehen steil nach oben. Der nächste österreichische Bundespräsident wird wohl Hofer heißen. Wenn es so weitergeht, wird der nächste österreichische Bundeskanzler Strache heißen. In den österreichischen Bundesländern gibt es längst erste Koalitionen aus SPÖ und FPÖ. Für Ämter und Funktionen werfen Sozis auch mal alle ihre Grundsätze in Windeseile über den Haufen. Führende Politiker der SPÖ fordern ein Zusammengehen von SPÖ und FPÖ auch im Bund. Lesen Sie den Original-Artikel in der WELT-online HIER. Lesenswert vor allem auch für die, die sich hierzulande noch in einer Gedankenwelt befinden, der eine große Mehrheit der Deutschen gerade eine Absage erteilt. Und die die AfD noch immer mit undemokratischen Mitteln bekämpfen.
Es war klar, dass das, was sich nun abzeichnet, kommen würde. Ich hätte nur nicht gedacht, dass es so schnell geht. Die politische Landschaft in Deutschland steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Angela Merkel hat die Christdemokraten ihrer traditionellen Werte beraubt und ist weit nach links gerückt. Die CSU löst sich gerade von der CDU und wird womöglich einen eigenen Bundestagswahlkampf führen. Besser ist das. Noch besser wäre sie beraten, wenn sie sich ganz von der CDU lösen und in ganz Deutschland antreten würde. Auch wenn es heute jeder dementieren würde. Eine bundesweite CSU würde die CDU pulverisieren, wäre der größte Konkurrent der AfD und wäre am Ende ihr am ehesten in Frage kommender Koalitionspartner. Für eine Koalition für Deutschland. Ich gebe zu, das ist Fantasie und ich stimme auch prinzipiell mit Alexander Gauland überein, dass Koalitionen für die AfD im Moment kein Thema sein sollten. Aber in einer solch veränderten politischen Landschaft? Man wird sehen. Mindestens der ewig zaudernde CSU-Parteichef Seehofer und einige weitere CSU-Parteispitzen dürften dabei keine Rolle mehr spielen. Es mag auch sein, dass die CSU bereits zu lange gewartet hat und der Wähler sehr wohl im Gedächtnis behält, dass sie immerhin alle fatalen Entscheidungen der letzten Monate und Jahre mitgetragen hat. Jeder Hauch von Widerstand zerplatzte am Ende wie eine Seifenblase. Diesen Makel hat die AfD nicht und jeder weiß, dass die etablierten Parteien inzwischen alle AfD-Politik machen, um nicht noch weiter abzurutschen. Und die Sozialdemokratie? Die schlechtesten Umfragewerte aller Zeiten liegen schon etwas länger zurück. Es wurde noch schlechter. AfD 15 Prozent und SPD 19,5 Prozent in der aktuellsten repräsentativen Umfrage. Bis Ende Juli dürfte sich das umgekehrt haben. Ein Sigmar Gabriel sitzt mit Angela Merkel in einem Boot. Er wird die Sozialdemokratie nicht aus der Misere führen. Ein Martin Schulz wäre ein Garant für den Weg der SPD zu einer Kleinpartei. Den würde ich an deren Stelle unbedingt nehmen. Warten wir es ab. Man kann anfangen, darauf zu wetten, wie lange sich die Große Koalition und Angela Merkel noch halten. Angezählt sind sie.